Der 1. FC Kaiserslautern hat sein Topspiel bei Hertha BSC am Samstagabend mit 1:0 gewonnen. Nicht dabei waren große Teile der aktiven Fanszene, weil sie sich einer polizeilichen Maßnahme unterziehen mussten.
Hintergrund: Laut Thüringer Polizei gingen etwa 30 bis 40 vermummte Lauterer Fans auf einem Rastplatz nahe Eisenach auf sieben Anhänger von Alemannia Aachen los. Sie verletzten dabei zwei von ihnen und stahlen Fan-Utensilien. Die Aachener Fans waren demnach auf der Rückreise vom Drittliga-Spiel beim FC Erzgebirge Aue (1:1).
Anschließend begaben sich die Lauterer auf Weiterfahrt nach Berlin, wurden aber im Raum Leipzig gestoppt und von der Polizei auf die Heimreise geschickt, sodass sie den 1:0-Erfolg ihrer Mannschaft bei Hertha BSC verpassten.
Nun hat sich die Fanhilfe Kaiserslautern zu Wort gemeldet und das Vorgehen der Polizei scharf kritisiert. So habe die Behörde den Fans etwa die Weiterreise nach Berlin in Aussicht gestellt, sie am Ende aber doch nach Hause geschickt.
Insgesamt seien die Fans von 11:45 Uhr bis 19 Uhr festgehalten worden - also über sieben Stunden. Die Fanhilfe kritisierte, dass, mit Blick auf das durch die Polizei verhängte Aufenthaltsverbot, die Verhältnismäßigkeit überhaupt nicht gegeben sei und kündigte an, sich mit den Vorfällen weiter detailliert zu beschäftigen.
Die Stellungnahme der Fanhilfe Kaiserslautern im Wortlaut:
Auf dem Weg zum Auswärtsspiel bei Hertha BSC wurden mehrere Reisebusse mit FCK-Fans Opfer einer intransparenten und schikanösen Polizeimaßnahme.
Seit 11:45 Uhr wurden die Busse im Rahmen einer erkennungsdienstlichen Maßnahme der Polizei Thüringen auf einem Parkplatz in der Nähe des Leipziger Flughafens festgehalten. Nach über sieben Stunden folgte die ernüchternde Entscheidung: ein Aufenthaltsverbot für alle Betroffenen für die Stadt Berlin.
Den Fans wurden mehrfach bewusst falsche Zusagen gemacht, so beispielsweise eine zügige Durchführung der Maßnahmen sowie die Weiterreise zum Auswärtsspiel nach Berlin.
Nach dem Eingriff in die Privatsphäre durch die Durchsuchung aller Personen, ihrer Gepäckstücke und der Busse droht nun allen Beteiligten eine strafrechtliche Verfolgung wegen Landfriedensbruchs und gemeinschaftlichen Raubs.
Durch unser Netzwerk erhielten wir Unterstützung von zwei Anwältinnen aus Leipzig. Bis zu deren Eintreffen wurden Fragen nach dem Vorliegen eines Beschlusses und zu den Maßnahmen mit der Ausrede verweigert, die Personen könnten keine Anwaltsbefugnis vorweisen. Entgegen anderslautender Pressemitteilungen kam es zu keinen Ausschreitungen gegenüber den Polizeikräften. Während der Durchsuchungen und der Anfertigung von Lichtbildern wurden mehrfach Zwangsgriffe angewandt. Um 19:00 Uhr endeten die Maßnahmen und die Busse wurden mit mehreren Polizeiwägen nach Kaiserslautern eskortiert.
Wir verurteilen das Vorgehen der Polizei aufs Schärfste. Die fehlende Transparenz und das unangemessene Handeln stehen exemplarisch für die derzeit negative Entwicklung im Umgang mit Fußballfans. Der absolute Vertrauensverlust wird dabei billigend in Kauf genommen durch gezielte falsche Zusagen gegenüber Betroffenen. Die verhängte Kollektivstrafe in Form des Aufenthaltsverbots widerspricht jeglicher Verhältnismäßigkeit. Erneut müssen sich Fußballfans wohl gegen umfangreiche Strafverfahren wehren, die ohne belastbare Beweise eingeleitet werden.
Im Nachgang an den Spieltag werden wir die Vorfälle weiter gemeinsam mit den Betroffenen ausführlich aufarbeiten und diese umfassend unterstützen.
Rot-Weiße Hilfe Kaiserslautern am 09.02.2025